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VPN am Limit: Warum Zero-Trust zum neuen Sicherheitsstandard wird

Zero-Trust

Die Arbeitswelt hat sich in wenigen Jahren grundlegend gewandelt: Teams arbeiten flexibel von zuhause, von mobilen Geräten oder aus verteilten Niederlassungen. Anwendungen liegen längst nicht mehr ausschließlich im eigenen Rechenzentrum, sondern zunehmend in europäischen Cloud-Diensten wie Microsoft 365 oder Google Workspace. Gleichzeitig haben sich die Bedrohungen professionalisiert – Angriffe zielen heute gezielt auf Identitäten, Endgeräte und Netzwerkzugänge.

Diese Realität stellt klassische VPN-Infrastrukturen vor ein Problem. Das Modell, das jahrzehntelang als Standard galt, stößt erkennbar an seine Grenzen. Deshalb etablieren Unternehmen weltweit einen alternativen Ansatz: Zero-Trust-Networking. In diesem Artikel zeigen wir, warum klassische VPNs nicht mehr ausreichen – und weshalb Zero-Trust der logische nächste Schritt ist.

Warum klassische VPNs ihre Schutzwirkung verlieren

Das traditionelle VPN-Modell basiert auf einer Grundannahme, die heute nicht mehr zutrifft: Wer sich mit dem VPN verbindet, gilt automatisch als vertrauenswürdig. Nach erfolgreichem Login erhält ein Nutzer Zugriff auf große Teile des internen Netzwerks – unabhängig davon, ob er sich gerade im Büro, im Homeoffice oder in einem öffentlichen WLAN befindet.

Dieses Modell erzeugt mehrere Sicherheitsprobleme:

1. Breite Netzsicht („Lateral Movement“)

Sobald ein Angreifer ein einziges Gerät kompromittiert oder Zugangsdaten erbeutet, kann er sich im internen Netzwerk seitlich bewegen. Diese Bewegungen sind schwer zu erkennen und zählen zu den häufigsten Mustern bei Ransomware-Angriffen.

2. Zentrale Schwachstellen am VPN-Gateway

VPN-Gateways sind ein attraktives Ziel. Bleiben Sicherheitsupdates aus oder treten Schwachstellen in VPN-Clients auf, kann ein einziges Gerät zum Einstiegspunkt für Angreifer werden.

3. Unnötige Latenz bei Cloud-Diensten

Da der gesamte Verkehr über einen zentralen Tunnel geführt wird, entstehen unnötig lange Wege („Backhauling“). Das bremst moderne Cloud-Anwendungen sichtbar aus – insbesondere Videokonferenzen und Kollaborationstools.

4. Hoher administrativer Aufwand

Zertifikate, statische IP-Freigaben, manuelle Firewall-Regeln und verschiedene Client-Versionen sorgen für Komplexität. Fehler an dieser Stelle sind einer der häufigsten Gründe für Sicherheitsvorfälle.

VPNs wurden für ein anderes Zeitalter entwickelt – eines mit stationären Arbeitsplätzen und klaren Netzwerkgrenzen. Genau diese Grenzen verschwimmen heute.

Zero-Trust: Sicherheit beginnt nicht beim Netzwerk, sondern bei Identität

Zero-Trust-Networking bricht mit der alten Logik des Netzwerkvertrauens. Statt einem „Alles oder nichts“-Zugriff stellt Zero-Trust jede einzelne Verbindung in Frage. Das zugrunde liegende Prinzip lautet:

„Vertraue nichts und niemandem. Überprüfe jeden Zugriff – immer.“

Der Zugriff richtet sich nicht nach der Netzwerkposition, sondern nach:

  • Identität des Nutzers
  • Sicherheitszustand des Geräts
  • Kontext (Ort, Uhrzeit, Risikoindikatoren, Verhalten)
  • konkreter Anwendung, nicht dem gesamten Netzwerk

Damit entsteht ein Sicherheitsmodell, das exakt auf moderne Arbeitsumgebungen zugeschnitten ist.

Wie Zero-Trust in der Praxis funktioniert

Ein Zero-Trust-System prüft jede Verbindung nach drei Schritten:

1. Identität prüfen

Nutzer müssen sich eindeutig ausweisen – idealerweise per Multi-Faktor-Authentifizierung.

2. Geräte-Compliance prüfen

Nur Geräte, die definierte Sicherheitsrichtlinien erfüllen (z. B. Verschlüsselung, aktuelles Patch-Level), erhalten Zugriff.

3. Zugriff auf konkrete Anwendungen erlauben

Der Zugriff erfolgt nicht mehr auf das gesamte LAN, sondern gezielt auf die benötigten Anwendungen. Dadurch entfällt die breite Netzsicht vollständig.

Das minimiert die Angriffsfläche erheblich und verhindert, dass ein einzelnes kompromittiertes Gerät zum Risiko für das gesamte Unternehmen wird.

Welche Vorteile Zero-Trust Unternehmen bietet

Zero-Trust-Networking adressiert zentrale Schwächen klassischer VPN-Modelle und schafft gleichzeitig eine Grundlage für moderne, verteilte Arbeitsformen.

Die wichtigsten Vorteile auf einen Blick:

  • Sicherer Zugriff von überall
    Homeoffice, Außendienst und Niederlassungen arbeiten stabil ohne VPN-Abbrüche.
  • Klare Zugangskontrolle statt breiter Netzsicht
    Jeder Zugriff ist identitäts- und kontextbasiert. Laterale Bewegungen werden verhindert.
  • Weniger Komplexität im Betrieb
    Keine Zertifikatsdateien, keine statischen Freigaben, deutlich weniger Konfigurationsaufwand.
  • Optimale Performance für Cloud-Anwendungen
    Direkter Zugriff statt Umweg durch einen VPN-Konzentrator.
  • Nachvollziehbarkeit und Compliance
    Alle Zugriffe sind eindeutig dokumentiert – hilfreich für Datenschutz und Audits.
  • Geeignet für hybride Teams und moderne Arbeitsmodelle
    Zero-Trust unterstützt flexible Zusammenarbeit ohne Sicherheitsabstriche.

Fazit: Zero-Trust ist der notwendige Schritt nach dem VPN-Zeitalter

Die Risiken klassischer VPNs sind kein technisches Detail, sondern eine strategische Herausforderung. Die Art, wie Unternehmen arbeiten, hat sich verändert – ihre Sicherheitsarchitektur muss sich ebenfalls weiterentwickeln. Zero-Trust-Networking bietet einen Ansatz, der unmittelbar zu dieser Realität passt: Identitätsbasiert, flexibel, nachvollziehbar und deutlich sicherer als ein herkömmlicher VPN-Tunnel.

Für Unternehmen, die ihre Infrastruktur modernisieren möchten, ist Zero-Trust keine Option für „später“, sondern eine sinnvolle und langfristig notwendige Weiterentwicklung.

Wenn Sie wissen möchten, wie ein Zero-Trust-Ansatz in Ihrer Infrastruktur aussehen kann, beraten wir Sie gerne und zeigen mögliche Wege auf.

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